Lock-Down-Geschichten aus dem ZebIS
Seit Mitte Dezember 2020 befinden sich die Teilnehmenden des ZebIS – Zentrum zur beruflichen Integration und Sprache im Homeschooling, da eine Präsenzteilnahme untersagt ist. Zusammen mit den Menschen eine individuelle, für sie sinnvolle ihrer Voraussetzung entsprechende Perspektive zu entwickeln ist und bleibt unser Ziel.
Nur mit der Zusammenarbeit, des Know-how, den weit über das Übliche hinausgehende Engagement eines jeden Mitarbeitenden im ‚ZebIS‘ sind diese Geschichten zu erzählen.
Lesen Sie hier, drei kleine und doch so große Geschichten aus dem ‚ZebIS‘ und über das Glück, Menschen bei dem Finden neuer Perspektiven zu unterstützen und zu begleiten.
Frau Z., Journalistin aus Syrien, musste ihre Heimat wegen ihres Berufes verlassen. Um ihre Tochter und ihren Sohn (14 und 7 Jahre alt) keiner Gefahr auszusetzen, organisierte sie die Flucht heimlich. Ihr Plan: Die Kinder sobald wie möglich nachzuholen.
Ein Jahr und 8 Monate später, nach vielen Ängsten und Tränen, nach Kontakten mit der Deutschen Botschaft in Beirut, mit der Ausländerbehörde Essen und nach der Vorarbeit der Kolleginnen und Kollegen der Flüchtlingsberatung ist es soweit: Die Kinder von Frau Z. haben die benötigten Visa zur Einreise nach Deutschland erhalten! Die Flugtickets sind für den 29.03.2021 gebucht. Frau Zs‘ Teilnahme im ‚ZebIS‘, das sie trotz ihrer unermesslichen Sorgen engagiert besuchte, war für die Ausländerbehörde Essen ein starkes Argument für die Zustimmung der Visumsanträge.
Frau A., eine studierte Juristin aus Afghanistan mit verstörender Flüchtlingserfahrung, kam Mitte 2020 ins Projekt. Für sie war alles neu und anders in einem fremden Land, in einer neuen Umgebung. Über Monate hinweg wurde Frau A. durch das engagierte Team unterstützt, um für sie eine Atmosphäre zu schaffen, die erste optimistische Zukunftsaussichten ermöglichten.
Sprachentwicklung, Praxisunterricht, Psychologische Betreuung und helfende Hände bei der Bewältigung der Bürokratie führten schließlich dazu, dass Frau A. Anfang 2021 eine sozialversicherungspflichtige Anstellung in einer Kindertagesstätte erhielt.
Frau C., eine junge Frau aus Äthiopien, durften wir ebenfalls Mitte 2020 bei uns im ‚ZebIS‘ begrüßen. Nach einem kurzen Schulbesuch in ihrem Heimatland (es sind keine Zeugnisse vorhanden) führte ihr Weg zunächst nach Griechenland, wo sie in einer Familie den Haushalt und die Kinderbetreuung übernahm.
Zusammen mit Anleitenden, Sprachdozentinnen/Sprachdozenten und Integrationsbegleiterinnen/-begleitern wurde auch mit Frau C. nach einer sinnvollen und möglichst nachhaltigen Perspektive gesucht.
Die erste Idee, eine mögliche berufliche Zukunft im Lager zu haben, rückte durch den Erwerb des angebotenen Führerscheins für Gabelstapler in greifbare Nähe, erwies sich aber in der Umsetzung als schwierig. Eine zweite Idee, eine Fortbildung in der Altenpflege zu absolvieren, um eine weitere Perspektive für ihre Zukunft zu erhalten, wurde entwickelt. Nach Bewilligung durch das JobCenter konnte Frau C. in eine sechsmonatige Qualifizierung zur Pflegeassistentin mit Behandlungspflege L1/L2 wechseln.
Frau C. schloss die Qualifizierung mit der Note 2 ab. Zudem bot Ihr das Seniorenheim, in der Frau C. ihr Pflichtpraktikum absolvierte, eine Arbeitsstelle an. Da in der Altenpflege Wochenenddienst und Schichtarbeit zu den Anforderungen zählt und Frau C. alleinerziehend mit einem 7-jährigen Sohn lebt, war guter Rat teuer. Was tun?
Nach unzähligen Telefonaten und Besuchen mit Tagesmüttern und Behörden konnte der Arbeitsvermittler des ‚ZebIS‘ bewirken, dass Frau C. auch mit tatkräftiger Hilfe des Fallmanagements des JobCenter Essen einen von insgesamt 20 Plätzen für ganz Essen in der Betreuung ‚Sonne Mond und Sterne‘ bekam. Und somit stand der Arbeitsaufnahme nichts mehr im Wege.